Wir wissen oft nicht, wie unterschiedlich wir wirklich sind, denn wir neigen dazu, die Welt durch unsere eigene Brille zu sehen. Wenn wir nicht bewusst darüber nachdenken, gehen wir häufig davon aus, dass andere Menschen ähnlich ticken wie wir selbst. Doch jeder Mensch hat einzigartige Arbeitspräferenzen und Herangehensweisen.
Vor vielen Jahren bin ich auf das Team Management System (TMS) gestoßen und habe mich darin ausbilden lassen. Es bietet eine wertvolle Möglichkeit, durch die Beantwortung von Fragen ein detailliertes Verständnis dafür zu entwickeln, wie man selbst an Aufgaben herangeht und was einem dabei besonders wichtig ist. Diese Erkenntnisse können nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern auch im Alltag von großem Nutzen sein.
Erst kürzlich erzählte ich einer Freundin von den TMS-Rollen und sagte: „Du bist sicher ein auswählender Entwickler.“ Natürlich konnte sie mit diesem Begriff zunächst wenig anfangen. Doch als ich ihr erklärte, was das bedeutet, erkannte sie sich sofort wieder: „Du nimmst Ideen, probierst sie aus, testest sie, bis sie einmal funktionieren, und dann wendest Du Dich dem nächsten Projekt zu.“
Ein Beispiel: Meine Freundin hat versucht, Marmelade ohne konventionellen Zucker herzustellen. Sie experimentierte mit verschiedenen Süßungsmitteln, machte die Marmelade ein und wartete dann ein halbes Jahr, um zu sehen, ob sie haltbar war und wie sie schmeckte. Es ging ihr darum, herauszufinden, ob ihre Idee funktioniert. Als es klappte, war das Thema für sie abgeschlossen. Ihr Interesse galt nicht dem wiederholten Herstellen der Marmelade – das wäre für sie langweilig gewesen. Vielmehr reizte sie der Prozess des Ausprobierens und Optimierens.
Im beruflichen Umfeld findet man Menschen mit dieser Präferenz oft in der Entwicklungsabteilung oder in Projektteams. Sobald ein Projekt erfolgreich läuft, verlieren sie das Interesse und suchen nach der nächsten Herausforderung. Sie sind auch in der Lage, neue Prozesse einzuführen oder bestehende Strukturen, die nicht reibungslos funktionieren, zu verbessern. Doch sobald das Problem gelöst ist, ziehen sie weiter.
Ein weiterer Aspekt, der den auswählenden Entwickler auszeichnet, ist seine Fokussierung auf Fakten. Zwischenmenschliche Belange wie „Wie geht es Dir?“ oder „Was braucht das Team noch, um besser zu arbeiten?“ sind für ihn oft nebensächlich. Er möchte klare Anweisungen: „Mach die Marmelade ohne Zucker.“ Und schon legt er los. Es geht ihm darum, Aufgaben effizient zu erledigen, ohne sich zu sehr mit den emotionalen Aspekten des Teamworks aufzuhalten.
Was der auswählende Entwickler mag | Was der auswählende Entwickler nicht mag |
Neue Ideen ausprobieren und testen | Sich um zwischenmenschliche Belange im Team kümmern |
Schnelle Umsetzung von Konzepten | Langwierige Prozesse oder Routinearbeiten |
Konkrete, klare Anweisungen | Unklare oder zu detaillierte Diskussionen |
Herausforderungen und das Lösen von Problemen | Sich um das langfristige Monitoring und Optimierung kümmern |
Autonomes Arbeiten und schnelle Ergebnisse sehen | Langes Warten auf Ergebnisse oder Feedback |
Projekte, die Innovation und Kreativität erfordern | Immer wieder die gleichen Aufgaben erledigen |
Tabelle: Unterstützung und Frustration des auswählenden Entwicklers
Wie du einen auswählenden Entwickler unterstützen kannst | Wie du einen auswählenden Entwickler in den Wahnsinn treiben kannst |
Klare, präzise Anweisungen geben | Unklare, vage oder widersprüchliche Anweisungen geben |
Schnelle Entscheidungsprozesse ermöglichen | Langes Hin und Her in Entscheidungsprozessen |
Freiraum für eigenständiges Arbeiten und Experimentieren bieten | Mikromanagement und ständige Kontrolle |
Neue, innovative Aufgaben und Herausforderungen stellen | Immer wieder die gleichen, repetitiven Aufgaben zuweisen |
Kurze, zielgerichtete Meetings abhalten | Lange, ausufernde Meetings ohne klare Ergebnisse |
Ergebnisse schnell einfordern und Feedback zeitnah geben | Lange Wartezeiten auf Ergebnisse oder Rückmeldungen |
Unterstützung bei der Umsetzung neuer Ideen anbieten | Bürokratische Hürden und unnötige Formalitäten schaffen |
Vielleicht erkennst Du Dich in diesem Bild des auswählenden Entwicklers wieder, oder vielleicht auch nicht. Jeder von uns hat unterschiedliche Arbeitspräferenzen, die unseren Arbeitsstil und unsere Motivation prägen. In meinem nächsten Beitrag werde ich eine weitere Rolle vorstellen – vielleicht findest Du Dich dort eher wieder. Bleib dran, um herauszufinden, welche Arbeitspräferenz Deine eigene am besten beschreibt. Oder umgangssprachlich, um herauszubekommen, wie Du tickst.