Die Herkunftsfamilie ist die leibliche Familie, von der wir abstammen.
Im Gegensatz zur aktuellen Familie oder Wahlfamilie.
Bei allen Arten von Aufstellungen ist die Herkunftsfamilie relevant. In diesem Kontext ist auch der Begriff Herkunftsfamilie geprägt worden.
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Wer gehört zur Herkunftsfamilie?
Zu der Herkunftsfamilie gehören alle Personen dazu, die Blutsverwandt sind. Egal, ob sie schon gestorben sind, oder noch leben. Egal, ob wir sie mögen oder nicht, ob wir Kontakt haben oder nicht.
Typischerweise: Geschwister, Vater, Mutter und deren Geschwister, sowie alle Großeltern. Urgroßeltern oder weitere Generationen zurück gehören auch dazu.
Ebenso gehören dazu: Fehlgeburten, abgetriebene Kinder oder gestorbene Kinder. Genauso psychisch Kranke oder ausgeschlossene Familienmitglieder. Auch Halbgeschwister gehören dazu. Genauso wie im Krieg gefallene Personen.
Wer gehört nicht zur Herkunftsfamilie?
Alle früheren und aktuellen Partner, die eigenen Kinder.
Adoptiveltern sie spielen psychologisch eine große Rolle. Allerdings zählt man sie nicht zur Herkunfsfamilie.
Auch Partner der leiblicher Mutter, oder Partnerin von leiblichem Vater gehören nicht zur Herkunfstfamilie. Sie spielen nur dann eine Rolle, wenn sie vor der Zeugung schon im Leben der leiblichen Eltern eine Liebesposition eingenommen haben. Spätere Partner spielen für die Biografie eine Rolle. Aber sie gehören nicht zur Herkunfstfamiie.
Wo erhalte ich Daten?
Meist ist die erste Quelle die mündliche Überlieferung von den Eltern und Verwandten. Es lohnt sich unterschiedliche Personen zu befragen. Ansonsten gibt es oft Stammbücher, die gut Aufschluss geben können. Hier habe ich z.B. die Todesdaten von Geschwistern meines Vaters erfahren. Meine Oma selbst meinte damals., sie könne sich nicht recht erinnern. Im Nachhinein denke ich: es war so schlimm, sie wollte sich und mir das nicht zumuten.
Auch ist dann spannend, welche Namen die verstorbenen Kinder tragen. Die Namen tauchen oft in der Familie wieder auf. Hast Du so einen Namen, bist Du vermutlich mit der verstorbenen Person verbunden.
Genauere Daten bekommt man auch in Kirchenbüchern der Gemeinde. Manchmal wurden die Daten auch zusammen getragen und befinden sich im Bischöflichen Ordinariat. So haben wir zum Beispiel in Würzburg einige Daten von der Familie meines Mannes erhalten.
Auch auf Friedhöfen kann man Daten auf den Grabsteinen finden. Allerdings geht das meist nicht sehr lange zurück.
Inzwischen gibt es auch im Internet große Datensammlungen. Es kann sein, dass irgendwer aus der Familie einen Stammbaum erstellt hat, der dann in so einer Datenbank zu finden ist.
Ein weiterer Weg kann auch noch das Notariat sein, z.B. über abgeschlossene Kaufverträge oder Grundstückseinträge.
Vielleicht gibt es auch ein Familienwappen, oder alte Fotoalben, die einen auf eine Spur bringen können.
In den meisten Familien wird die Datenlage sehr schnell gering. Oft hat man von den Großeltern oder Urgroßeltern nicht einmal mehr die Namen parat.
Die Bedeutung von Herkunfsfamilien
Je nachdem, was es in der Herkunftsfamilie für Schicksale gegeben hat, kann das Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen haben.
Am einfachsten nachvollziehbar ist z.B. der gleiche Name. Diese Personen sind miteinander verbunden.
Wenn der Ahne ein gutes Leben hatte, ist man gut verbunden. War es ein schweres Schicksal, belastet einen unbewusst oft das Schwere.
Meine Schwiegermutter z.b hieß Rosa. Rosa hieß aber ihre große Schwester, die mit 12 Jahren an Lungenentzündung gestorben ist. Mein Mann und ich sprechen oft von Rosa 1 oder Rosa 2, um jeder einen Platz zu geben. Denn den Platz hatte meine Schwiegermutter in ihrer Kindheit nicht. Sie war immer in ihrer Herkunftsfamilie mit dem Leid des Verlustes der Rosa 1 verbunden und hatte keinen eigenen unbefangenen Namen. Das alles hatte große Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl und ihr Leben.
Schicksale die nicht im Familienbewusstsein sind, werden oft unbewusst an die nächste Generation weiter gegeben. Wenn die Schicksale gewürdigt sind, sie klar sind, im Familienbewusstsein einen guten Platz haben, muss keiner der nachfolgenden Generationen das Schicksal tragen, um es sichtbar zu machen.
So kenne ich z.B. eine Familie, die immer sagt, sie sind 4 Kinder. 3 Lebende, und ein Kind das direkt nach der Geburt starb. Jeder weiß es, und kennt ihren Namen.
Manchmal werden Kinder die gestorben sind tot geschwiegen. Oder auch schwere Schicksale werden verdrängt.
Sehr häufig aber werden auch Lügen erzählt. Diese Lügen nutzen nichts. Sie verwirren uns, aber die echten Ereignisse „schieben“ aus dem Unterbewussten, so dass erst Ruhe einkehrt, wenn das Schicksal des Ahnen sichtbar wurde.
Beispiele aus meinem Arbeitsleben
Aus dem Rhetorik Bereich:
Da ich auch als Rhetoriktrainerin arbeite, und die Hintergründe der Herkunftsfamilie kenne, habe ich auch in den Rhetoriktrainings einige sehr spannende Erfahrungen gemacht. Hier ein paar Beispiele:
Als Rhetoriktrainerin habe es öfter erlebt, dass Menschen, die vor Gruppen sprechen, auf den Boden schauen und den Blick nicht vom Boden lösen können. Ja, es ist nicht das typische für ein Rhetorikseminar – ich habe es aber trotzdem mal offen, mal verdeckt untersucht, ob es in der Familie früh verstorbene Personen gibt. Man nennt es den „Blick zu den Toten“.
Je nach Situation befragte ich die Teilnehmer im Einzelgespräch nach früh oder gewaltsam Verstorbenen. Manchmal war es auch möglich, in der Gruppe die Toten sichtbar zu machen, z.b. indem ich andere Teilnehmer bat, sich auf den Boden zu legen. All das ist nicht typisch für ein Rhetorikseminar. Aber es ist eine Möglichkeit, fest sitzendes Verhalten zu lösen. Denn wenn die Toten im Bewusstsein sind, kann der Blick vom Boden gelöst werden.
Ich erinnere mich an einen hervorragenden Redner. Der aber in der ganzen Firma bekannt war, als der, der IMMER auf den Boden schaut. In der Arbeit mit mir stellte sich heraus, dass es 8 besonders früh und unglücklich Verstorbene in seiner Familie gab. Sein Unterbewusstsein hat sie immer gesucht. Nachdem ich die Verstorbenen sichtbar gemacht hatte und er sie längere Zeit betrachtet und integriert hat, war es ihm möglich auch woanders hinzuschauen, als auf den Boden. Das war ein besonders krasses Beispiel.
Aus dem Consulting Bereich
Oder gleich noch ein Beispiel, diesmal aus dem Bereich Consulting: Ein junger Mann Mitte 20 sollte fit gemacht werden, damit er die Firma seines Vaters übernehmen kann. In der Beratung stellte sich heraus, dass der junge Mann schwere Bedenken hat, dass er die Firma bald in Sand setzt.
Anhand der Energiestruktur konnte ich erkennen, dass hier nicht eine normale Beratung weiterhilft, sondern dass es um die Herkunftsfamilie geht. Seine Bedenken waren so eklatant, dass ich ihn fragte: Wer hat eine Firma in Sand gesetzt? Es kam heraus, dass der Bruder der Mutter Selbstmord gemacht hat, nachdem er eine Firma in den Konkurs getrieben hat.
Der Junge Mann konnte erkennen, dass es die Gefühle und Empfindungen seines Onkels waren. Leider war sein Vater so geschockt, von dem Ergebnis, dass er mir den Auftrag entzog: Ich dürfe nicht in der Familie herumwühlen. Ich wühlte nicht, ich zeigte nur das für mich Offensichtliche auf. Und ich hoffe, dem jungen Mann geht es jetzt gut mir der Firma des Vaters.
Ein Geschäftsmann erzählte in einem Nebensatz, dass er adoptiert ist. Durch genauere Nachfrage von mir kamen die leiblichen Eltern in den Blick. Dadurch, dass der Mann die eigenen Eltern erlebt hatte, war es möglich den Eltern einen sehr guten Platz zu geben. Wir besprachen was passiert war. Dann fragte ich, wie es die leiblichen Eltern jetzt sehen würden, wenn sie sein Leben ansehen würden, und was sie ihm sagen würden. Das Gespräch half eine gute emotionale Grundlage zu sichern und er war sich seiner selbst klarer. Vorher lies er sich leichter verunsicher. Jetzt, mit dem Segen der Eltern, wurde er ruhig.
Wann spielt die Herkunftsfamilie eine Rolle?
Von der Herkunftsfamilie haben wir viele Gefühle und Muster übernommen. Oft tragen wir Themen mit uns herum, die nicht unsere eigenen sind, sondern Gefühle aus Generationen vor uns. Um das zu erkennen, lohnt es sich entweder eine Aufstellung zu machen, oder zu untersuchen, zu wem das Gefühl passen würde. Auffallende Gefühle sind manchmal ohne Aufstellung leicht zu ortbar.
Z.B. Sehnsucht.
Du hast Sehnsucht, nach jemanden. Du weißt aber nicht, warum eigentlich. Das kann z.B. von deiner Oma kommen, deren Mann im Krieg geblieben ist. Vielleicht hat Oma zeitlebens nicht groß über Opa gesprochen, aber die Sehnsuchtsgefühle werden weiter gegeben.
Oder Du fühlst Dich nirgends zu Hause: Das kann von einer Vertreibung der Groß- oder Urgroßeltern kommen, die ihre Heimat verlassen mussten.
Um herauszufinden, wo Gefühle/Empfindungen herkommen, ist es hilfreich sich mit der Herkunftsfamilie zu beschäftigen.
Der erste Schritt ist z.B. sich die Familienverhältnisse aufzuschreiben. Dabei zählen nur Fakten: Geboren, gestorben, verheiratet, geschieden. Das kann man sich erst einmal normal aufschreiben, später ist ein Genogramm hilfreich.
Also: wie viele Geschwister hast Du, an welcher Stelle der Geschwisterreihe stehst Du?
Habt ihr alle die gleichen Eltern?
Ist ein Kind gestorben?
Eltern sprechen selten über Abtreibungen, sollte vor Deiner Geburt eine Abtreibung oder Fehlgeburt stattgefunden haben, hat das auf Dich Auswirkungen. z.B. dass Du das Gefühl hast, nicht gewollt zu sein, oder bald sterben zu müssen.
Eltern: Leibliche Eltern. Hatten die vorher enge Beziehungen? (Ja, meist spielen Sexualbeziehungen eine größere Rolle, als wir bislang zu glauben wagen. Es gibt Studien über Abdrücke im Körper der Mutter oder auch beim Vater von früheren Sexualpartnern. Das erklärt leichter, warum sie für uns eine Rolle spielen können. Was genau vererbt wird, ist noch unklar. Aber man spricht davon, dass auch Abdrücke von früheren Partnern der Eltern in uns sind.)
Fazit: Deine Gefühle müssen nicht zwangsläufig Deine Gefühle sein. Sie können aus Deiner Herkunftsfamilie stammen. Woher die Gefühle stammen bekommst Du am leichtesten entweder über ein Genogramm heraus, oder über eine Aufstellung.
Das alles sind nur ein paar Beispiele, wie einen die Herkunftsfamilie beeinflussen kann.
Was kannst Du bei mir bekommen?
Wenn Du rhetorische Hindernisse hast, oder Dich Gefühle begleiten, von denen Du nicht sicher bist, ob sie zu Dir gehören, können wir das gerne im Rahmen eines Coachings oder einer Beratung untersuchen.
Nimm am Bestern mit mir Kontakt auf, und wir schauen, was eine passende Lösung für Dich sein kann.
Hier kannst Du auch meinen Newsletter anfordern. Wenn Du ein Rhetorik Seminar besuchen willst, oder eine Beratung möchtest findest Du hier mehr Informationen. Und vielleicht zahlt Dir das Ganze sogar Dein Arbeitgeber.
8 Antworten
Liebe Andrea,
ein wunderbarer Artikel. Ich habe alles verstanden und es ist wirklich gut erklärt und sehr gut aufgebaut.
Toll auch, wie Du das Deinen Arbeitsbereichen verbindest und da echte Hilfe leisten kannst.
Die Einführung ist klar und deutlich. Die Beispiele und Geschichten von Klienten und Deiner eigenen Familie gefallen mir sehr,
Liebe Grüße Martina
Vielen Dank Martina
Liebe Andrea, was für ein schöner und hilfreicher Artikel.
Du hast mein Wissen um familiäre Prägungen und Aufstellungsarbeit nochmals vertieft.
Immer wieder spannend, wie sich unser Geworden sein und die transgenerationale Weitergabe auf unser ganzes Leben auswirkt. Gut es nochmals so klar zu lesen.
Danke für deinen Artikel.
Herzliche Grüße von Waltraud
Vielen lieben Dank, Waltraud. Schön, dass mein Artikel Dein Wissen vertieft hat.
Vielen Dank, liebe Waltraud
Huhu Andrea – weisst Du über was ich gerade am Meisten gestaunt habe? Dass es im Jahre 1967 schon eine Kommunikationsfirma gab. Ich dachte immer, sei eine Zeiterscheinung. Falsch gedacht. Spannend dein über Mich Seite zu lesen. Familienstellen Themen überfliege ich ganz rasch. Dieses Thema behagt mir gar nicht….. Ja ich weiss, würde sich wahrscheinlich lohnen genauer hin zu schauen. Danke nochmals, dass Du bei mir einen Kommentar hinterlassen hast. Cool. Ganz liebe Grüsse Bea
Liebe Bea
ja, mein Vater war damals einer der ersten… Und, Familienstellen, ja, ich verstehe, dass da große Bedenken sind. Ich habe versucht, auch kritisch zu schreiben. Und vielleicht ist es ganz gesund, da nicht hin zu wollen. Was Dich genau abschreckt, weiß ich nicht. Wäre spannend zu wissen. Liebe Grüße Andrea
Liebe Andrea, das ist wirklich ein bereichernder Artikel über das, was in Familiensystemen weitergegeben wird. Sehr lebendig wird er durch Deine interessanten Fallbeispiele. Auch ich beschäftige mich mit diesen Themen und insbesondere mit belastenden und unverarbeiteten Emotionen, die in den Ahnenlinien weitergegeben werden. Den Aspekt, wie solche Energien die Redefähigkeit beeinflussen hatte ich zuvor noch nicht betrachtet. Herzlichen Dank!